Manchmal spüre ich es, noch bevor etwas sichtbar wird: ein kaum hörbares Klicken, wenn eine Weiche springt. So fühlt sich diese Zeit an. Kein Paukenschlag, kein Donner: eher ein ruhiges, entschlossenes Nicken des Lebens. Kreise schließen sich, Linien verzweigen, und wir stehen nicht am Rand, sondern mitten auf dem Gleis.
Wenn ich zurückschaue, sehe ich ein großes Versuchsfeld. Wir haben Dinge angestoßen, Fragen gestellt, Wege ausprobiert. Vieles bekam ein klares Nein, manches ein zögerliches Noch-nicht. Jedes Nein war eine kleine Schule. Es hat uns sortiert. Es hat uns geschärft. Heute weiß ich genauer, was bleiben muss – und was wir getrost gehen lassen dürfen.
Ein Punkt ist glasklar: Der Weg zum Lesen darf nicht länger sein als der Griff nach einem Stift. Wir warten nicht, bis Kinder zu uns kommen. Wir gehen hin, dorthin, wo Alltag passiert, wo Zeiträume schon offenstehen, wo eine Viertelstunde Geschichte den Tag verändern kann. Nähe ist kein Zufall, sie ist eine Entscheidung. Und sie beginnt nicht mit Technik oder Formularen, sondern mit einer Tür, die aufgeht, und einer Stimme, die sagt: „Komm, wir lesen.“
Der zweite Punkt ist ebenso klar, auch wenn er sich weniger romantisch anhört: Bis hierher war Kolibri privat getragen. Das war richtig. Wir mussten bauen, nicht bitten. Wir mussten Pläne zeichnen, nicht Listen. Jetzt aber gehört Ehrlichkeit zu unserer Haltung: Allein wird das nicht groß. Nicht organisatorisch, nicht finanziell. Wirkung braucht Boden – und Boden kostet. Ich möchte nicht um Geld bitten. Ich möchte Menschen einladen, Sinn zu ermöglichen. Das ist ein Unterschied, den man fühlt.
Damit das gelingt, braucht Kolibri Führung, die trägt, wenn der Wind dreht. Eine Mannschaft, die Verantwortung teilt, Entscheidungen hält und mich (wo nötig) einen Schritt zurücktreten lässt, damit ich an der Front der Finanzierung sauber arbeiten kann. Nicht, weil ich müde wäre. Im Gegenteil. Weil ich spüre, dass meine Energie dort gerade das meiste bewirkt. Eine starke Runde an der Spitze ist kein Luxus. Sie ist unser Sicherheitsgurt, wenn wir beschleunigen.
Und ja, wir schauen nüchtern auf die Form, die uns Türen öffnet. Nicht aus Eitelkeit, sondern aus Pragmatismus. Vielleicht kehrt die Idee des Vereins noch einmal zurück, nicht als Rückwärtsgang, sondern als Brücke. Eine Form, die Behördenwege glättet, Spenden erleichtert und Ehrenamt sichtbar verankert. Etiketten interessieren mich nicht. Mich interessiert, was Kindern hilft. Wenn eine Struktur das besser kann als eine andere, wählen wir sie. Punkt.
Das alles fühlt sich an, als würde sich ein Kreis schließen und zugleich ein neuer aufgehen. Anerkennung von außen wärmt – doch wichtiger ist, was sie in uns entzündet: Tatendrang.
Wir haben gelernt.
Wir sind gewachsen.
Wir wissen, was wir wollen: näher zu den Kindern, klarer in der Führung, ehrlicher im Umgang mit Geld. Kein Trommelwirbel. Nur dieses leise Klicken. Und dann Bewegung.
Bleibt dran. Der nächste Meilenstein steht vor der Tür. Wir erzählen.
Von Herzen, eure Nicole