Im letzten Teil unserer Reise sind wir dem Herzen unseres Projekts nähergekommen – einem leuchtenden Raum mitten in der Stadt, wo Kinder die Magie des Lesens entdecken können. Zeitgleich standen wir vor der Herausforderung, diesem Ort einen Namen zu geben, der seine Bedeutung und unseren Traum widerspiegelt. Und das, liebe Leser, war das Abenteuer, das nun vor uns lag…
Die Benennung eines Projekts ist mir nie wirklich leicht gefallen. Für mich fühlt es sich oft so an, als würde ich einem Neugeborenen einen Namen geben. Mit der Namensgebung wird etwas Konkretes geboren, es erhält eine Identität, wird greifbar – das schwebt mir immer im Kopf und ich mache es mir nicht leicht. Diesmal habe ich mir besonders viel Mühe gegeben, denn es ist für mich sicher eines der emotionalsten Vorhaben, die ich in meiner bisherigen Karriere je gestartet habe. Ich habe mir große Mühe gegeben und einen fantastischen Namen für das Projekt erarbeitet.
Um das so wenig emotional wie möglich darzustellen: Es hat mich bis ins Mark getroffen, als meine Kinder den Namen “Tag des offenen Buches” nicht so enthusiastisch aufnahmen, wie ich es mir vorgestellt hatte, meine Jüngste mich mit den Worten, “Mama, das ist so ‘na ja’ – das kannst du besser”, tadelte. Meine Familie fand meine Idee schlichtweg furchtbar. Also zurück zum Anfang. Mit einer Mischung aus Enttäuschung und Frustration bat ich um “Unterstützung”.
Ich bin nicht allein, meine Familie ist wie immer an meiner Seite, das ist unser Familien-Projekt. Wir fragten unser Netzwerk und unsere Freunde um Rat. Einen entscheidenden Impuls für die Namensfindung erhielten wir durch die Basketballgruppe meines Mannes, die überwiegend aus Pädagogen besteht. Darunter auch unser Nachbar, ein Schuldirektor, der uns darauf hinwies, dass der Name Kinder ansprechen und identifikationsstiftend wirken muss. Vielleicht bräuchten wir ein Logo mit einem Tier, das Kinder anzieht und Lust auf Lesen macht.
Genau an dieser Stelle kommt mein Mann ins Spiel. Er ist Informatiker, aber in vielerlei Hinsicht besonders. Man könnte fast sagen: erfreulich ungewöhnlich! So näht er beispielsweise mit Hingabe auf seiner Singer-Nähmaschine – nicht die einzige Fähigkeit, die ich an ihm liebe. Und obwohl er eigentlich nicht viel für Spiritualität übrig hat, hat er ein Krafttier: den Kolibri, sein Wunsch-Tattoo, das er gerne auf der Haut tragen würde, seit ich ihn kenne. Für meinen Mann steht dieser kleine Vogel für Freiheit. Sein Kolibri verkörpert Ruhe und Schönheit, kann still in der Luft schweben und symbolisiert damit die Möglichkeit, jederzeit innezuhalten und zu verweilen. Ganz wie beim Lesen. Ein Kolibri im Namen – was für eine wundervolle Idee! Aber noch sind wir nicht am Ziel, der Name soll unmissverständlich für unsere Idee stehen, unverwechselbar sein.
Wir betrachten den Raum, den wir just anmieten. Er hat große Schaufenster, die über zwei Seiten des rechteckigen Raums gehen. Ein lichtdurchfluteter, offen wirkender Raum in der Ecke – eine einladende und gemütliche “Leseecke”. Es war ein Begriff, der mich sofort an meine Kindheit erinnerte, an die gemütliche Leseecke in unserem Kindergarten. Und dann war es da, der perfekte Name, der all das zusammenfasst, was wir erschaffen wollen: “Kolibris Leseecke”. Ein Name, der unsere Werte verkörpert und hoffentlich viele Kinder dazu inspiriert, die Freude am Lesen zu entdecken und zu behalten.
Den Nachwuchs-Test galt es jetzt noch zu bestehen – mein Mann hat einen ganzen Sonntag lang gephotoshoppt, damit er unseren Kids ein Bild und nicht nur einen Namen präsentieren kann. Volltreffer, die Kinder waren zufrieden. Und ich überglücklich. Der Name passt zum Projekt, ich kann mich damit identifizieren. Und ein Highlight, der von uns angemietete Raum, die Schaufenster, sie gehen um die Ecke. Wie wunderbar, Kolibris Leseecke passt einfach perfekt.
Unsere Idee nimmt Gestalt an. Uns wird die Größe unseres Vorhabens klar und wir merken, dass wir Unterstützung benötigen werden. Bleibe dran und erfahre mehr über den nächsten Schritt auf dieser spannenden Reise.
Nicole Feldberger