Teil 10: Rien ne va plus

Ich habe beim Aufräumen im Keller, wo ich Sachen für “Kolibris Leseecke” zusammengestellt habe, ein etwa 20 Jahre altes Foto von mir entdeckt. Auf diesem Bild muss ich etwa 24 Jahre alt gewesen sein und arbeitete bei meinem damaligen Arbeitgeber in Ismaning. Das Bild katapultiert mich zurück in diese aufregende Zeit, in der ich frisch in München angekommen war und mich in dieser “größten Kleinstadt der Welt” zurechtfand. Ach, München. Lasst mich ein Loblied auf diese einzigartige Stadt singen, denn ich schulde es München.

München, in meinem Leben warst du mehr als nur eine Station; du bist die schönste Stadt der Welt. Du beherbergst meine schönsten Erinnerungen. Ich denke zurück an meine Spaziergänge im Englischen Garten, in den Morgenstunden, den kalten Frühtau auf der Haut spürend und sehnsüchtig auf die wärmenden Sonnenstrahlen wartend. Die Erinnerungen an den Eisbach sind lebendig; er machte seinem Namen wortwörtlich alle Ehre. Und dann die Begegnungen mit den Münchnern: herzlich und warm. Die wilden Nächte im Bachmeier bleiben unvergessen. Die Wiesn, ein Ort der Freude, ein Hakka zu meinem Geburtstag. Und ja, die Erinnerungen an Björn, an Robert, an Heidi und Roland, an Heinz, an Otti, an den heißesten Kuss meines Lebens im Club 089, an den Moment, als mein Mann auf der Leopoldstraße auf die Knie ging und um meine Hand anhielt, an die Geburt meines Sohnes, an Pfarrer Franz und den Falschen Hasen beim Franzosen.

München, man versteht dich erst, wenn man sich auf dich einlässt und offen zugibt, dass man dich liebt. Eine Liebe, die du stets erwidert hast. Ich danke dir dafür – und auch wenn ich noch stundenlang über dich schreiben könnte, will ich zurück zu der Zeit und den Menschen, die mein Leben geformt haben.

Mein damaliger Lebenspartner war aufrichtig, humorvoll und ebenso wie ich – neu in der Stadt. Damit genau der Richtige für diese Entdeckungsreise. Wir haben viel gelacht, und auch heute denke ich gerne und stets mit einem wohlwollenden Lächeln an ihn zurück. Zusammen machten wir München zu unserem Zuhause – doch mit der Zeit spürte ich, dass mich eine innere Ungeduld drängte, eine Veränderung sich anbahnte und letztendlich unvermeidlich war. Wie bei einem Buch, das man zuklappt, um ein neues zu öffnen. Dabei spricht nichts gegen das alte Buch; es ist nur Zeit für das nächste Buch und neue Kapitel in einer neuen Geschichte. Und genau da war ich, an diesem Wendepunkt, an dem ich die Gewissheit spürte, dass eine neue Lebensreise und ein neues Kapitel bevorstand. ‘Rien ne va plus’ – zweideutig – wenn ich es hier sage, denn es war Zeit für mich, aufzubrechen. Es war Zeit für Wandel. Manchmal muss man Dinge beenden, damit Neues entstehen kann.

Das Team bei ‘Kolibris Leseecke’ teilt diese unerschütterliche Neugier und den Mut, Neuland zu betreten. Genauso wie ich damals in München auf Entdeckungsreise ging, haben wir uns als Team mutig dem Projekt verschrieben. Wir haben unsere Einsätze gemacht, der Roulettekessel dreht, und der Ball ist im Spiel. ‘Rien ne va plus’ – aber hier mein Versprechen: wir werden das hier rocken. Ich glaube fest an uns alle und unsere gemeinsame Vision. Und wisst ihr, welches Zeichen zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind? Unser Team wird ab dem 1. Januar 2024 um eine weitere Person wachsen. Dies ist ein klarer Hinweis darauf, dass sich immer mehr Menschen unserer wundervollen Idee anschließen und mit uns gemeinsam nichts Geringeres als die Welt verändern wollen.

Die Einsätze sind gemacht. Rien ne va plus. Nun liegt es an uns, an unserer Vorbereitung, an unserem Streben und ja, auch an einer guten Portion Glück. Denn bei aller Zielstrebigkeit und Selbstbewusstsein ist Fortuna stets hold den Mutigen.

Nun, um es in den poetischen Worten von Édith Piaf zu sagen: “Je ne regrette rien.” Keine Reue, nur Hoffnung und die unumstößliche Gewissheit, dass alles, was wir tun, seinen Sinn hat. “Kolibris Leseecke” ist mehr als ein Projekt; es ist der Ausdruck unseres Mutes, unserer Leidenschaft und unserer unerschütterlichen Überzeugung, dass wir eine positive Veränderung in der Welt bewirken können. In diesem Raum, den wir geschaffen haben, treffen Pioniere auf Visionäre, Jugendliche voller Tatendrang auf erfahrene Säulen der Weisheit. Mit einem solchen Zusammenspiel von Talenten, Hingabe und purer Lebensfreude ist das Scheitern keine Option. Wir werden nicht nur gelingen; wir werden strahlen. Ich bin aufgeregt, neugierig und voller Vorfreude darauf, welche wundervollen Geschichten wir zusammen erschaffen werden.

Bis zum nächsten Mal,

Nicole